Artist statement
Ich arbeite in der Druckgrafik, vor allem mit Kaltnadel, Radierung und Aquatinta. Ich beschäftige mich mit dem vom Menschen gebauten Raum. Der Raum interessiert mich besonders in seiner Struktur, in der Eigenart seiner räumlichen Erstreckung in die Tiefe, sein flaches Daliegen bei vermeintlichen Hinweisen auf seine schier endlosen Weiten, seine Raumhaltigkeit genauso wie seine Enge, sein hauchdünnes Erscheinen, sein abruptes sich Verschließen in der Fläche. Er gibt den Anlass, meine eigene Wahrnehmung zu hinterfragen, führt mich zu übergeordneten Fragen wie denen danach, was wirklich ist und was nur so erscheint.
2021, von Christina Kirchinger
Interviews
(…) Bevorzugt zeichnet sie die harte und banale Wirklichkeit unserer unmittelbaren Umgebung wie eintönige Betonarchitektur, beängstigende Baumaschinen oder langweilige Häuserzeilen. Sie erkennt das verborgene ästhetische und poetische Potential dieser unspektakulären, kalten Welt und legt es frei bzw. legt es in sie hinein. Es entstehen rätselhafte Orte, die unsere Gefühle und Phantasie freisetzen. (…)
[unbetitelte Rede] 2018
von Dr. Maren Holst-Jürgensen, Galerie Jürgensen
(…) Die Künstlerin Christina Kirchinger durchstreift in tagtraumartigen Radierfolgen fragile Horizonte und lichte Landschaftsräume, deren Naturinventar sich zu Markierungsmasten und Landmarken reduziert hat, um scheinbar architektonische Orientierung zu liefern. Die schemenhaft auftauchenden Vertikalen in den sonst horizontal dominierten Landschaftsstücken erinnern an von Menschenhand geformte Kulturlandschaften, denen in der Situation der Verlassenheit ein vergänglicher Reiz innewohnt. Schatten generieren sich aus Licht, Enge erwächst aus Freiraum, die diametrale Verschränkung von Gegensatzpaaren ermöglicht es der Künstlerin, ihre leeren Bildräume mit Spannungsfäden zu durchziehen, die uns Suchende existenzialistisch berühren. (…)
Verschattete Tiefenräume vor Schwarz, 2016
von Sabine Schneider M.A.
(…) Zunächst aber geht es um den physikalischen Raum, in dem wir uns alle bewegen, den wir uns gar nicht wegdenken können, und es geht um die uns selbstverständlich erscheinende Lösung, ihn in die Fläche zu bannen: um die Perspektivität. Christina Kirchinger ist eine Meisterin der Radierung, die zur Zeit der Renaissance entwickelt wurde. Sie zeichnet Räume, genauer, beinahe leere Räume, jedenfalls hat man den Eindruck, dass ihre Bilder weniger von dem handeln, was sich in Räumen befindet und abspielt, sondern dass es grundlegend um die Räumlichkeit selbst und ihre bildhafte Erkundung geht. (…)
Der physikalische Raum und das Spiel mit der Perspektive, 2016
von Gabriele Mayer, Kunstkritikerin